Insektenfreunde Rottal-Inn

zurück
Insektenfreunde Rottal-Inn

Die Insekten gehören zu den artenreichsten Tiergruppen überhaupt. Von winzigen Staubläusen bis hin zu gigantischen Käfern hat die Natur bei den Insekten viele Größen und auch Formen hervorgebracht. Aber Insekten sind nicht nur formenreich, sie erfüllen auch viele wichtige Funktionen im Naturhaushalt – sie sind Bestäuber, Recycler, Humusproduzenten, Bodendurchlüfter, Schädlingsbekämpfer und unverzichtbare Nahrung für andere Tiere. Diese Funktionen sind nicht zuletzt auch für uns Menschen essentiell. Leider haben unsere Insekten ein Problem. Denn spätestens durch die sogenannte „Krefeld-Studie“ im Jahr 2017 wurde bekannt, dass es unseren heimischen Insekten alles andere als gut geht. So zeigt die Untersuchung, dass die Biomasse der Insekten in den letzten 27 Jahren um ca. 75 % zurückgegangen ist. Die Faktoren, die zu diesem enormen Rückgang geführt haben, wurden in verschiedenen Studien untersucht. Hauptverantwortlich sind demnach Lebensraumverluste, zu intensive Landbewirtschaftung als auch Umweltgifte.

Auch im niederbayerischen Hügelland ist der Rückgang von Insekten bemerkbar. Deshalb haben der Landschaftspflegeverband Rottal-Inn und der Landkreis Rottal-Inn das Projekt „Insektenfreunde Rottal-Inn“ ins Leben gerufen. Denn gerade in unserer Region ist die landwirtschaftliche Nutzung besonders hoch (60 % der Landkreisfläche). Dahingegen ist die Anzahl der Biotopflächen gering (1,7 %). Das aktuelle Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die Insektenvielfalt im Landkreis Rottal-Inn zu fördern. Dabei werden verschiedenen Ansätze verfolgt: Durch gezielte Beratung sollen Flächenbewirtschafter Ideen vermittelt bekommen, wie man Insekten auf einfache Art fördern kann. Darüber hinaus sollen Landwirte gezielt zu sinnvollen, staatlich geförderten Maßnahmen beraten werden. Als drittes und wichtiges Ziel des Projekts soll die Pflege verfügbarer Ökoflächen optimiert und Kommunen beraten werden. Dabei wird ein kooperativer, also freiwilliger Ansatz verfolgt. Denn nur miteinander können wir den Insekten helfen.

Die Beratung des Landschaftspflegeverbands im Rahmen des Projekts ist freiwillig und unverbindlich! Es entstehen daraus keine verbindlichen Auflagen, Beschränkungen oder Verpflichtungen für Sie.

Das Projekt im Detail

Projektkulisse

Das Projekt ist aktuell auf drei Gebiete im Landkreis Rottal-Inn mit einer Gesamtgröße von ca. 790 ha beschränkt.

Teilgebiet „Lengsham“

Das Teilgebiet liegt zwischen Triftern und Anzenkirchen beiderseits des Altbaches. Es ist geprägt vom Lauf des Altbach und sanft ansteigenden, landwirtschaftlich genutzten Talflanken.

Für Detailkarte hier klicken.

 

Teilgebiet „Walburgskirchen“

Das Teilgebiet folgt dem Verlauf des Grasenseer Bachs bzw. Steinbachs von Martinskirchen nach Fraunleiten bzw. Zimmern. Es weist einen relativ hohen Anteil an Grünland und naturnahen Flächen auf.

Für Detailkarte hier klicken.

 

Teilgebiet „Tanner & Nopplinger Bach“

Das Teilgebiet erstreckt sich von Tannenbach nach Norden entlang des Tannerbachs bis Tann bzw. entlang des Nopplinger Bachs bis Riebismayer. Es handelt sich um zwei relativ enge, teils von Wäldern flankierte Bachtäler. In der Talsohle überwiegt zum Teil sehr artenreiches Feuchtgrünland.

Für Detailkarte hier klicken.

 

Sollte Ihr Grundstück in einem der Schwerpunktgebiet liegen, so hat das für Sie keine Konsequenzen. Eine Teilnahme am Projekt ist freiwillig!

Projektziele im Einzelnen

  • Verbesserung der Biotopqualität der Einzelflächen
  • Verbesserung des Biotopverbundes (z. B. durch Einbindung von extensiv gepflegten Straßenbegleitflächen etc.)
  • Erhöhung der Strukturvielfalt innerhalb der Cluster (Streuobstwiesen etc.)
  • Förderung der zeitlichen und räumlichen Dynamik und Diversität im Rahmen der Flächenbewirtschaftung bzw. Pflege
  • Abbau bzw. Minimierung von Barrieren (Lücken) im Biotopverbund innerhalb der Schwerpunktbereiche
  • Sicherung und Entwicklung von Arrondierungsflächen
  • aktive Unterstützung des Artentransfers
  • Förderung sowie Optimierung der Beweidung u. a. durch Beratung zum Vertragsnaturschutzprogramm (VNP)
  • Überarbeitung bzw. Neugestaltung von Pflegeplänen für Flächen des Ökoflächenkatasters (ÖFK)
  • Verbesserung der „Biodiversitätskompetenz“ der Nutzergruppen (Landwirtschaft, Jagd, Bauhofmitarbeiter, Straßenwärter, Flächeneigentümer, etc.) durch zielgerichtete Beratung

Maßnahmen

Bei der Mahd mit anschließender Weiterverarbeitung (Zetten, Schwaden) werden oft über 80% der Insekten, Spinnen und andere Tiere getötet. Mit oftmals einfachen Mitteln können Sie zum besseren Überleben unserer heimischen Fauna beitragen. Wir beraten Sie gerne ausführlich zu den Möglichkeiten auf Ihren Flächen. Vereinbaren Sie jederzeit einen kostenlosen Beratungstermin.

Viele unserer heimischen Insekten leben in Wiesen und Säumen. Deshalb ist der die Schaffung und der Erhalt arten- und blütenreicher Wiesen durch extensive Nutzung mit 1 bis 3 Schnitten pro Jahr die wichtigste Maßnahme zur Förderung unserer Insekten (VNP-Förderung möglich).

 

Altgrasstreifen

Als wichtigstes Instrument zur Förderung von Insekten haben sich sog. „Altgrasstreifen“ herausgestellt. Bei dieser Methode werden ca. 5-20% einer zweischürigen Wiese bei der ersten Mahd nicht gemäht. Die Altgrasbereiche werden ein Jahr belassen und erst bei ersten Mahd im folgenden Jahr gemäht. Dabei sollten die Altgrasstreifen immer wechseln. Beispiele für die Anlage von altgrasstreifen finden Sie hier: Beispiel 1, Beispiel 2

Bei der Anlage von Altgrasstreifen sind folgenden Dinge zu beachten:

  • Sollten von Jahr zu Jahr wechseln, da sich sonst die Vegetation u. U. negativ entwickelt
  • Sollten als Überwinterungsmöglichkeit überjährig stehen bleiben.
  • Optimal sind 5-20% (mind. 500 qm zusammenhängend), die ein ganzes Jahr belassen werden (ggf. VNP-Förderung beanspruchen).
  • Einzelne Altgrasstreifen sollten, wenn möglich, nicht weiter als 50 Meter voneinander oder von Säumen, Wald- oder Gehölzrändern entfernt sein.
  • Sollten entlang von Gradienten (Feuchtigkeit, Hangneigung) angelegt werden.
  • Bei der Mahd sollte immer zu den Altgrasstreifen hingemäht werden, damit vor dem Mähwerk flüchtende Tiere dort hingetrieben werden.
  • Um eine möglichst große Flächenwirksamkeit zu erreichen ist die Streifenform (Maximal-breite 5 m) und eine sinnvolle Verteilung der Streifen wichtig. Das ist aber nicht auf allen Flächen realisierbar.

 

Technik

  • Die Mahd mit Scheiben- oder Trommelmähwerken fordert hohe Opfer unter den Insekten. Wesentlich besser ist die Mahd mit einem Doppelmessermähwerk. Die positive Wirkung des Messerbalkenmähwerks kann aber durch die nachfolgenden Verarbeitungsschritte nahezu aufgehoben werden. Deshalb sind auch die folgenden Punkte wichtig.
  • Befahren der Fläche sollte generell auf ein Minimum reduziert werden. Nur so viele Zett- und Schwaddurchgänge durchführen wie nötig.
  • Schwaden und Zetten mit reduzierter Geschwindigkeit unf möglichst geringer Zapfwellengeschwindigkeit. Wenn möglich Verwendung von Band- oder Pickupschwadern.
  • Mahd mit einer maximalen Geschwindigkeit von 8-10 km/h.
  • Mähhöhe mindestens 10 cm.
  • Mahdgut nach dem Mähen mindestens einen Tag liegen lassen.
  • Wenn möglich, Mahd mit Motormäher, Zetten und Schwaden per Hand.
  • Verwendung von Insektenscheuchen als Anbau vor dem Mähwerk (weitere Informationen über LPV erfragen).
  • Aufbereiter fordern hohe Opfer unter Insekten und sollten nicht zum Einsatz kommen.

 

Mahdzeitpunkte

Für Insekten sind grundsätzlich zweischürige Wiese und möglichst späte Mahdzeitpunkte günstig. Hier bietet das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) diverse Möglichkeiten (z. B. Mahd ab 15.06., 01.07. etc.). Gerne beraten wir Sie zum VNP.

Außerdem empfiehlt sich eine Spreizung der Mahdtermine im regionalen Kontext. So entsteht ein Mosaik aus unterschiedlich früh bzw. spät gemähten Wiesen

Hinsichtlich der Tageszeit sollte die Wiesenmahd nach Möglichkeit nur an warmen, sonnigen Tagen zwischen 10 und 18 Uhr stattfinden. Dann sind die meisten Insekten aktiv. Bei kühler Witterung oder Nachts sitzen viele Insekten regungslos in der Wiese und sind nicht in der Lage vor dem Mähwerk zu fliehen.

Hier finden Sie in Zukunft mehr interessante Inhalte zu insektenfördernde Maßnahmen.

 

Das Projekt „Insektenfreunde Rottal-Inn“ wird gefördert vom

zurück