Wiesenraritäten und rare Wiesen sind das Thema beim neuen Projekt „Mähwiesen und Flora im Landkreis Rottal-Inn“. Ein Projektteil befasst sich dabei mit dem Erhalt von sehr selten gewordenen Pflanzenarten, die dringend Hilfe benötigen um deren Fortbestand zu sichern. Der zweite Projektteil ermittelt durch digitale Auswertung der Standorte gezielt artenreiche Mähwiesen oder potenziell geeignete Flächen, um deren Bewirtschafter hinsichtlich dem Erhalt und der Verbesserung des Artenreichtums beraten zu können.
Wiesenraritäten – bedrohte Flora
Im Landkreis Rottal-Inn findet man immer noch blütenreiche Blumenwiesen und Flächen mit ganz besonderen, aber mittlerweile sehr seltenen Pflanzen, sog. Florenstützpunkte. Diese sind unverzichtbare Grundlage für die Artenvielfalt und das Fortbestehen unserer landkreistypischen Flora. Hier hat der Landkreis eine besondere Verantwortung und leistet einen wesentlichen Beitrag für den Erhalt dieser bedrohten Pflanzenarten.
Aktuelle Ergebnisse des laufenden Florenmonitorings zeigen jedoch, dass trotz der bisherigen Bemühungen zum Erhalt der Florenstützpunkte weiterhin ein dramatischer Verlust an Arten und Lebensräumen stattfindet.
So gingen im Isar-Inn-Hügelland in den letzten vierzig Jahren u. a. rund 70 % der bekannten Populationen des Breitblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis) verloren und auch der Zustand der vorhandenen Populationen ist oft nicht gut. Gelingt hier nicht zeitnah eine Trendumkehr, so ist mit weiteren unwiederbringlichen Verlusten an Standorten und Arten zu rechnen. Der LPV hat es sich mit dem Projekt zur Aufgabe gemacht, die noch vorhandenen Florenstützpunkte zu bewahren und ihren Zustand mit geeigneten Maßnahmen zu verbessern. Dabei wird der Fokus auf ausgewählte Zielarten gelegt, wie z.B. Campanula glomerata (Büschel-Glockenblume), Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut), Epipactis palustris (Sumpf-Stendelwurz), Gentiana pneumonanthe (Lungen-Enzian), Gentiana verna (Frühlings-Enzian), Menyanthes trifoliata (Fieberklee), Orchis morio (Kleines Knabenkraut), Parnassia palustris (Sumpf-Herzblatt), Trollius europaeus (Trollblume) und weitere.
Diese Arten finden sich oft in gesetzlich geschützten Lebensräumen, die landwirtschaftlich nur schwer nutzbar sind, wie z.B. Nasswiesen, Pfeifengras-Streuwiesen, Hangquellmoore, Niedermoore, Borstgrasrasen oder Kalkmagerrasen.
Rare Wiesen – selten gewordene Flachlandmähwiesen
Leider sind die Entwicklungen bei den artenreichen Flachlandmähwiesen ebenso negativ. Viele von den ehemals bunten Blumenwiesen werden heute häufiger gemäht und gedüngt, was die meisten Kräuter nicht vertragen. Bei anderen Wiesen wird die Nutzung ganz aufgegeben und sie fallen brach, wodurch die Blütenpflanzen ebenfalls zurückgehen.
Mit dem Projektteil „Flachlandmähwiesen“ möchten wir die noch vorhandenen Mähwiesen oder Wiesen mit Potenzial im Landkreis ausfindig machen. Den Eigentümern oder Bewirtschaftern bieten wir eine kostenlose Beratung an und zeigen auf, wie die Wiesen mit optimaler Pflege erhalten oder durch Artenanreicherung verbessert werden können und welche Fördermöglichkeiten es gibt. Die früher häufigen Heuwiesen und deren Artenreichtum entwickeln sich dann, wenn der Standort eher mager ist, keine Düngung erfolgt und die Wiese nur 1-3x im Jahr gemäht wird. Diese Bedingungen können digital ermittelt werden. Dafür werden Sattelitenbilder ausgewertet, die Aussagen über die Schnitthäufigkeit von Wiesen geben. Diese Informationen werden mit Flächen verknüpft, die eine geringe Bodenzahl aufweisen. Die Bewirtschafter der ausgewerteten Wiesen werden dann über Daten des Landwirtschaftsamts ermittelt und vom Landschaftspflegeverband angeschrieben. Das Angebot des Landschaftspflegeverbandes ist kostenlos und die Teilnahme am Projekt ist selbstverständlich freiwillig und unverbindlich.
Projekt-Ziele:
- Sicherung, Optimierung und Erweiterung naturschutzfachlich bedeutsamer Florenstützpunkte sowie Wuchsorte ausgewählter landkreisbedeutsamer Arten inkl. Monitoring und Artenhilfsmaßnahmen
- Erfassung, Aufwertung sowie Wiederherstellung von Flachlandmähwiesen (LRT 6510)
- Stärkung des Biotopverbunds und der Natura-2000-Gebiete sowie die
- Übertragbarkeit der Projektergebnisse auf andere Gebiete mit ähnlichen Voraussetzungen
Konkrete Maßnahmen:
- Beratung von Flächeneigentümern und Bewirtschaftern hinsichtlich Pflegemanagement bei ökologisch wertvollen Flächen
- Flächenakquise: Recherche von zusätzlichen Pflegeflächen und Arrondierungsflächen
- Ankauf von wertvollen Flächen über den Landkreis Rottal-Inn
- Organisation und Durchführung von:
- Landschaftspflegemaßnahmen im Landkreis Rottal-Inn entsprechend naturschutzfachlichen Zielvorgaben
- Biotopgestaltungen, Mähgutübertragungen, Einsaat mit Druschgut usw
- Artenhilfsmaßnahmen, Nachzucht und Ausbringen von standortheimischen Stauden
Laufzeit: März 2025 – Januar 2029

